Beruflich weiterbilden? Gut, aber was und wie?
Genau vor dieser Frage stehen viele Arbeitsuchende, die Bürgergeld beziehen. Was jedoch oft fehlt, sind Transparenz und Orientierung, welche Möglichkeiten es gibt. Nach drei Jahren Unterbrechung wegen Corona-Pandemie richtete das Jobcenter deswegen erstmals wieder eine Weiterbildungsmesse aus, auf der sich Arbeitsuchende zwanglos informieren und direkt vor Ort beraten lassen konnten.
Das Format wird sowohl von den Kund*innen des Jobcenters als auch den Bildungsträgern der Region, die ihre Angebote auf der Messe präsentieren können, traditionell gut angenommen. Unter dem Motto „(Weiter-)BILDUNG schafft ZUKUNFT“ fand die Messe nun zum achten Mal statt.
„Auf der Weiterbildungsmesse können sich unsere Kund*innen insbesondere über sogenannte berufsanschlussfähige modulare Angebote zur Teilqualifizierung informieren, die von den Bildungsträgern angeboten werden“, erläuterte Beate Oeffner, Bereichsleiterin Markt und Integration im Jobcenter Bonn.
„Die Teilqualifizierungen dienen dazu, in individuell wählbaren Schritten zu einem Berufsabschluss zu gelangen und damit die Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu steigern. Das Jobcenter kann solche Qualifizierungen finanziell fördern.“
Bildungsangebot orientiert sich am Fachkräftebedarf des Arbeitsmarktes
17 Bildungsträger stellten viele Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten vor, die sich eng am Bedarf des Arbeitsmarktes orientieren und deswegen gute Perspektiven für Arbeitsuchende bieten. Dazu zählen seit Jahren insbesondere Qualifizierungen in den Bereichen Pflege und Gesundheit. Auch Berufskraftfahrer*innen sowie Fachkräfte im Bereich Transport, Lager und Logistik werden händeringend gesucht.
Arbeitslose zu Fachkräften qualifizieren, wann immer es geht!
„Da die Chancen für Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung auf dem regionalen Arbeitsmarkt sehr begrenzt sind, ist es folgerichtig, vor allem bei der abschlussorientierten Qualifizierung der Arbeitsuchenden anzusetzen“, unterstrich Beate Oeffner. „Diesen Schwerpunkt setzt das Jobcenter Bonn, Mitglied im regionalen Bündnis für Fachkräfte, in seiner Bildungszielplanung bereits seit vielen Jahren. Wenn die Gesetzesreform der Grundsicherung zum Bürgergeld nun ausdrücklich auch die berufliche Qualifizierung vor kurzfristige, oft wenig nachhaltige Vermittlung in Arbeit stellt, dann sehen wir unsere längjährige Praxis dadurch bestätigt und gewürdigt.“
Die Bildungszielplanung als Teil des Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramms des Jobcenters Bonn orientiert sich deswegen sowohl am Potenzial der Kund*innen als auch an der Bedarfsprognose des regionalen Arbeitsmarktes.
Dabei stehen vor allem individuelle betriebliche Qualifizierungen (Umschulungen) im Vordergrund, die auf einen Berufsabschluss abzielen. Flankierend bietet das Jobcenter passende Maßnahmen an, in denen Arbeitsuchende darauf vorbereitet und während der Qualifizierungen begleitet werden. Außerbetriebliche berufsanschlussfähige modulare Teilqualifizierungen ergänzen die Möglichkeiten, einen Berufsabschluss zu erlangen.
Bessere Jobchancen mit Berufsabschluss!
2023 waren in der Region Bonn/Rhein-Sieg im Jahresdurchschnitt 5.336 vakante sozialversicherungspflichtige Stellen gemeldet. Bei 57 Prozent handelte es sich um Tätigkeiten auf Fachkräfteebene, die eine Berufsausbildung voraussetzen. Nur 16 Prozent davon richteten sich an Bewerber*innen auf Helferebene. Viele Langzeitarbeitslose haben es aufgrund fehlender Qualifizierungen deswegen schwer, selbst bei guter Arbeitsmarktlage einen Job zu finden.
Statistik für Bonn (nur Grundsicherung / SGB II, Stadtgebiet Bonn)
2023 waren 8.887 erwerbsfähige Personen beim Jobcenter Bonn arbeitslos gemeldet. Davon haben fast drei Viertel (73 Prozent, 6.477) keine abgeschlossene Berufsausbildung. Fast 75 Prozent der Arbeitslosen ohne Ausbildung (4.849 von 6.477) gelten dabei bereits als Langzeitbezieher*innen, d.h. sie haben in den letzten zwei Jahren mindestens 21 Monate Leistungen zur Grundsicherung bezogen.