Langzeitarbeitslosigkeit
Auch in 2019 lag ein Augenmerk auf Menschen, die mehr als ein Jahr lang arbeitslos waren. Im Agenturbezirk Bonn/Rhein-Sieg gab es 17.772 langzeitarbeitslose Menschen, die allein durch die beiden Jobcenter Bonn und Rhein-Sieg in der Grundsicherung (SGBII) betreut wurden.
Günter Schmidt-Klag, Geschäftsführer des Jobcenters Bonn, erläutert: „Die Zahl der Langzeitarbeitslosen, die im Jobcenter Bonn betreut werden, ist im vergangenen Jahr deutlich um rund 10 Prozent von 4.226 in 2018 auf 3.821 gesunken. 101 Menschen wurden allein dank des 2019 eingeführten Teilhabechancengesetz (§§16i,16e SGB II) in sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse vermittelt, davon mehr als die Hälfte (54 Prozent) in der Privatwirtschaft. Unser Fazit nach einem Jahr Teilhabechancengesetz: Die umfangreichen Zuschüsse in Höhe von bis zu 100 Prozent der Lohnkosten über einen Zeitraum von maximal 5 Jahren sind für viele Unternehmen attraktiv und helfen dabei, Türen für Langzeitarbeitslose zu öffnen. Ein Erfolgsfaktor ist sicherlich auch, dass sowohl Arbeitslose als auch Unternehmen durch unsere Jobcoaches und Betriebsakquisiteure gut betreut und beraten werden.“
Auch viele geflüchtete Menschen haben von der Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes 2019 profitiert. Die Integrationen in Arbeit und Ausbildung stiegen in dieser Zielgruppe im vergangenen Jahr überproportional.
„Eine gute Nachricht gibt es für langzeitarbeitslose Kundinnen und Kunden, die unter gesundheitlichen Einschränkungen leiden: Das Jobcenter Bonn hat Ende Dezember den Zuwendungsbescheid für die Teilnahme am Bundesprogramm „Innovative Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben – rehapro“ erhalten. Mit einem Gesamtvolumen von über 16 Mio. Euro werden wir in den nächsten vier Jahren unter einem Dach mit der Arbeitsagentur, der Stadt Bonn, der Deutschen Rentenversicherung und weiteren Akteuren neue, u.a. präventive Gesundheitsangebote speziell für unsere Kunden entwickeln. Denn oft sind es gesundheitliche Probleme, gerade auch psychosoziale Problemlagen, die berufliche Teilhabe verhindern.“
„Darüber hinaus bleibt die bedarfsgerechte Qualifizierung von Arbeitslosen weiter einer der wichtigsten Schwerpunkte unserer Arbeit. Besonders wichtig sind dabei Weiterbildungen, die zu einem Berufsabschluss führen. In dem Bereich haben wir die Eintritte in Weiterbildung – in der Regel eine betriebliche Umschulung – um 54 Prozent von 121 in 2018 auf 186 in 2019 steigern können.“
Ralf Holtkötter, Geschäftsführer des jobcenters rhein-sieg, meint ergänzend: „Im Januar 2017 haben wir noch 5700 Langzeitarbeitslose betreut, Ende 2019 waren es dagegen noch 4694. Dies ist der niedrigste Bestand an Langzeitarbeitslosen, den wir je hatten. Zum einen zeigt es, dass die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt auch an dem Personenkreis nicht vorbeigeht. Zum anderen wirkt die intensive Betreuung im Rahmen des THCG. Seit Beginn des Projektes 2019 haben wir rund 117 (bis 34 Jahre 7 Personen, bis 54 Jahre 82 Personen und über 55 Jahre 30 Personen) langzeitarbeitslose Menschen, in eine reguläre Arbeit (71 Personen in Privatwirtschaft, 14 Personen in den öffentlichen Dienst, 34 Personen bei sozialen Trägern/Wohlfahrtsverbände) vermittelt. Dabei wird aber auch deutlich, dass eine engmaschige und individuelle Betreuung durch unsere Jobcoaches dazu beiträgt, dass die neu geschlossenen Arbeitsverhältnisse von Dauer sind. Dabei werden die neuen Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermaßen etwa bei Motivationsschwierigkeiten gecoacht.“
Weiter führt er aus: „Das einjährige Bestehen des Teilhabechancengesetzes bringt mich aber noch zu einer ganz anderen Jahreszahl. Das SGB II wird nun schon seit 15 Jahren in den Job- centern umgesetzt. In dieser Zeit hat allein das jobcenter rhein-sieg rund 4 Mrd. Euro an Grund- sicherungsleistungen gezahlt. Leider reichen die Zahlen bei den realisierten Integrationen nicht bis ins Jahr 2005 zurück aber seit 2009 kann ich sagen, dass wir rund 53.000 Menschen in Arbeit gebracht haben. Dabei soll aber jetzt nicht der Eindruck entstehen, dass wir nur mit Zah- len arbeiten. Tatsächlich steht bei uns der Mensch im Mittelpunkt. Um unsere Grundhaltung weiter zu festigen, haben wir uns 2018 um das Siegel „Interkulturell orientiert“ beworben und nach einem einjährigen Zertifizierungsprozess im November 2019 das Siegel „Interkulturell ori- entiert“ verliehen bekommen. Die Wirkung des Prozesses lässt sich nicht nur, aber auch an der Entwicklung der betreuten Flüchtlinge ablesen: Während wir im Jahr 2017 knapp 400 arbeits- lose Flüchtlinge eine Arbeit oder Ausbildung aufgenommen haben, waren es 2019 bereits über 700.“