Wie haben Sie von der Möglichkeit, in Teilzeit auszubilden, erfahren?

Auf den Ausbildungsbörsen der Agentur für Arbeit sowie über das Projekt ModUs des CJD haben wir davon gehört.

Auch unter den Personalverantwortlichen von selbstständigen Edeka-Kaufleuten haben wir uns schon darüber ausgetauscht.

Warum haben Sie sich entschlossen, die Option Teilzeitausbildung in Ihrem Betrieb zu nutzen?

Das ist immer eine Einzelfallentscheidung. Wir entscheiden uns dann bewusst dafür, wenn die betreffende Bewerberin – es sind ja meistens junge Mütter – uns überzeugt und weiß worauf es ankommt. Meine Erfahrung ist, dass die Teilzeit-Azubinen zuverlässig und verantwortungsbewusst sind und sich ihrerseits ganz bewusst dafür entschieden haben, sich bei uns und nicht irgendeinem Betrieb zu bewerben.

Für uns sind Teilzeitausbildung und die Rekrutierung künftiger Führungskräfte kein Widerspruch.

Was sind aus Ihrer Sicht die Vorteile der Teilzeitausbildung für den Ausbildungsbetrieb?

Fünf individuelle Bewerbungen, in denen rübergebracht wird, warum jemand sich für uns als Ausbildungsbetrieb interessiert, bringen uns weiter als 80 Bewerbungen von der Stange. Es geht darum, sich von der breiten Masse abzuheben.

Die Teilzeitausbildung stellt junge Menschen mit Potenzial in den Fokus, die man nicht kennenlernen würde, wenn man sich grundsätzlich im Vorhinein gegen das Modell Teilzeitausbildung entscheiden würde.

Welche Nachteile sehen Sie?

Natürlich stellt es eine besondere Herausforderung dar, etwa bei der Arbeitszeitplanung, auf Betreuungszeiten für Kinder Rücksicht zu nehmen. Bei Alleinerziehenden ist das nachvollziehbar, wenn die Mutter bei Krankheit des Kindes nicht kommen kann. Wenn es einen Lebenspartner gibt, ist es allerdings schon seltsam, dass immer die Mütter und so gut wie nie die Väter zu Hause bleiben, obwohl sie die gleichen Rechte haben.

Was sollte man Ihrer Meinung nach an der Teilzeitausbildung verändern oder verbessern?

Es müssten ganz klar mehr Betreuungsmöglichkeiten für Kinder geschaffen werden. Einen Kitaplatz zu ergattern, ist ja wie ein Sechser im Lotto, das muss sich ändern. In anderen Ländern, z.B. in Skandinavien, klappt das doch auch. Wir haben auch schon mal überlegt, eine betriebseigene Kita ins Leben zu rufen. Als mittelständisches Unternehmen haben wir da aber recht schnell festgestellt, dass es für uns unter den gesetzlichen Rahmenbedingungen schon im Ansatz organisatorisch nicht zu bewältigen ist.

Wie funktioniert es, die praktischen Ausbildungsinhalte in der kürzeren Zeit zu vermitteln?

Ganz wichtig ist, dass die Auszubildende eigenverantwortlich handelt. Gleichzeitig muss der Betrieb den Ausbildungsrahmenplan flexibel, aber mit den richtigen inhaltlichen Prioritäten umsetzen. Was sich praktisch aufgrund der kürzeren Präsenzzeiten nicht erlernen lässt, muss die Azubine sich dann in der Theorie aneignen. Das ist eine Herausforderung, funktioniert aber, wenn alle an einem Strang ziehen. Schwierig wird es, wenn an der Berufsschule wegen Krankheit hohe Ausfallzeiten des Lehrpersonals hinzukommen … und das passiert meinem Eindruck leider häufiger als der Ausbildung gut tut.

Wie ist das kollegiale Verhältnis zwischen Auszubildenden in Vollzeit und in Teilzeit?

Mir ist dazu noch nichts Besonderes oder gar Negatives zu Ohren gekommen.

Würden Sie das Modell anderen Arbeitgebern weiterempfehlen?

Ja, wenn man als Betrieb flexibel und der Azubi zuverlässig ist, lässt sich die Teilzeitausbildung sehr gut nutzen und in betriebliche Abläufe integrieren. Wie so häufig im Leben, ist es auch hier ein Geben und ein Nehmen.